Jura-Studierende kennen es: Es gibt sowohl im Jurastudium als auch und gerade in der Examensvorbereitung so viel zu tun, dass wir das Gefühl nicht loswerden, ständig hinterherzuhängen und mit unserer To-do-Liste auch dann nicht fertig zu werden, wenn der Tag 34 Stunden hätte. Das ist nicht nur mental und emotional belastend; es hemmt dich auch in deiner Produktivität.
In diesem Beitrag aus der Reihe „Jura lernen“ möchte ich dir vier erprobte Techniken vorstellen, vier erprobten Techniken vorstellen, die du jeweils in nur 60 Sekunden umsetzen kannst und dir in absehbarer Zeit erste Erfolge einbringen.
Solltest du dich noch nicht in der Vorbereitung auf das Jura-Examen befinden, dann warte nicht bis dahin, weil du glaubst, erst dann effektiv lernen zu können. Such dir eine Technik aus und leg sofort los! Streu diese vier Techniken je einmal täglich oder über die Woche verteilt immer wieder ein, und du wirst in absehbarer Zeit erste Erfolge sehen.
Wenn es dir wie den meisten Studierenden geht, fällt es dir regelmäßig schwer, einen Begriff zu definieren, mit dem du nicht hinreichend vertraut bist, musst es in der Klausur aber trotzdem. Denken in Extrempositionen hilft.
Wähle dafür eines der drei Rechtsgebiete aus – ich werde die Technik am Zivilrecht demonstrieren. Greif eine Norm heraus, die einen dir bis dato unbekannten Rechtsbegriff enthält. Ich verwende illustrativ § 116 S. 1 BGB.
Was geheim genau bedeutet, weiß ich nicht, aber ich kann zwei Extrempositionen bilden und mein Verständnis des Begriffs so schärfen.
Extrem strenges Verständnis (restriktive Auslegung): Niemand, abgesehen vom Erklärenden, weiß um den Vorbehalt; aus den Umständen der Erklärung lässt sich nicht erkennen, dass ein innerer Vorbehalt überhaupt möglich ist.
Extrem softes Verständnis (extensive Auslegung): Es schadet nicht, wenn der Vorbehalt angedeutet wird (in Anlehnung an die Andeutungstheorie der Rechtsprechung); entscheidend ist, dass der Vorbehalt dem anderen Teil verborgen bleibt, selbst wenn der Rest der Welt Bescheid weiß.
Wie sich bestmöglich Extrempositionen bilden lassen, um daraus zwei Ansichten und eine vermittelnde Dritte abzuleiten, habe ich zudem ausführlich in meinen Zehn Geboten eines erfolgreichen Jurastudiums an einem sehr klausurrelevanten Beispiel aus dem Allgemeinen Schuldrecht gezeigt.
Dabei handelt es sich um ein simples siebenseitiges PDF, das du in weniger als einer Viertelstunde konsumieren (und die darin vermittelten Taktiken dann bestenfalls direkt bei deiner nächsten Lernsession/ Klausur ausprobieren kannst). Du kannst es kostenlos herunterladen, indem du auf das nachfolgende Bild klickst.
Denk an ein großes Ziel, das nur schwer erreichbar scheint. Stell dir vor, du wachst morgen auf und stellst fest, dass du es geschafft hast. Du bist dir nicht sicher, wie es passiert ist, aber es ist passiert!
Nimm kleine Details deiner neuen Realität wahr. Wenn du etwa Schwierigkeiten hast, dich zum täglichen Lernen zu motivieren, stell dir vor, wie du im neuen Büro deines Traumjobs sitzt.
Achte auf die Farbe deines Schreibtisches, die Marke und das Modell deines Laptops und die Kleidung, die du trägst. Stell dir vor, wie du eine Schublade deines Schreibtisches öffnest und ein Schriftstück mit einem Stempel des Justizprüfungsamts herausholst, auf dem sich eine Zahl befindet: 9,5 Punkte.
Dein Gehirn kann zwischen einer realen Erfahrung und einer lebhaft vorgestellten nicht unterscheiden. Die einzigen Informationen über die Umgebung, die Umstände oder die jeweilige Situation, die ihm zur Verfügung stehen, sind die, die DU für wahr hältst.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, aus der Vergangenheit zu lernen. Die ernüchternde Wahrheit ist, dass es desto schwieriger wird, sich an das bereits Gelernte zu erinnern und darüber zu reflektieren, je näher du auf das Examen zugehst, denn: Es kommt immer etwas Neues hinzu.
Was du benötigst, ist ein externes Speichermedium, das die Anfälligkeit deines Gedächtnisses fürs Vergessen kompensiert.
Für mich war zumindest im Alltag die Antwort, ein Tagebuch zu führen. Wenn ich es von Zeit zu Zeit durchsehe, kann ich Muster und Trends entdecken, was mir wiederum hilft, meine Energie auf die Dinge zu lenken, die wirklich wichtig sind.
Für viele Menschen ist das Journaling eine kurzfristige Erfahrung; deshalb habe ich einen kontraintuitiven, aber extrem effizienten Ansatz gewählt: Ich schreibe weniger, als mir zu schreiben zumute ist.
Anstatt dich also auf jedes Detail deines Lerntages zu konzentrieren, frag dich einfach:
Welche eine Sache habe ich heute gelernt, an die ich mich unbedingt erinnern will?
Ich habe der Einfachheit halber eine kurze Checkliste für dich erstellt:
Wann hast du das letzte Mal ein Kapitel in einem Lehrbuch oder einen Abschnitt in einem Skript gelesen, nur um wenig später festzustellen, dass du dich an kaum ein Wort des Geschriebenen erinnern kannst.
Mithilfe eines Blindentwurfs verbesserst du nicht nur schlagartig deine Gedächtnisleistung, sprich Merkfähigkeit; du bist im Anschluss auch viel offener für eine weitergehende Recherche zum entsprechenden Thema.
Ich gehe davon aus, dass du zumindest minimales Interesse an dem Fach hast, das du gerade lernst, ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion über dein Studium loszutreten. Du hast mit ziemlicher Sicherheit immerhin eine Vorstellung davon, worum es geht – mag sie noch so vage sein.
Diese 60-Sekunden-Technik geht dem voraus, was du üblicherweise tust, wenn du etwas Neues lernen willst, mithin bevor du die in Rede stehende Passage liest.
Schreib alles auf, was du über das Thema zu wissen glaubst, ohne unzulässige Hilfsmittel zu bemühen; Gesetze sind natürlich erlaubt.
Formuliere mit maximalem Selbstverständnis, als ob du der größte lebende Experte auf diesem Gebiet wärest.
Wenn dir einzelne Eckdaten fehlen, dann scheu dich nicht davor, Dinge zu erfinden.
Sobald nach 60 Sekunden dein Timer geht, wendest du dich erstmals der Quelle zu, aus der du lernen möchtest.
50% Complete
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