Ich glaube fest daran, dass wir Menschen (oder zumindest die meisten von uns 😀) eine hohe intrinsische Motivation haben, immer und überall das Richtige zu tun. Bedauerlicherweise gelingt uns das nicht so oft, wie wir es uns wünschen würden. Aber was, wenn es eine ganz simple Möglichkeit gäbe, uns dieses Vorhaben schlagartig zu erleichtern?
Heute möchte ich dir eine absolut kontraintuitive Technik vorstellen, die dir dabei helfen wird, a) deine aktuelle Vorgehensweise im Jura-Studium oder Referendariat zu bewerten, b) mögliche alternative Handlungsoptionen abzuwägen und c) zukunftsorientierte Pläne zu schmieden. Dies geschieht – vereinfacht gesprochen – dadurch, dass du deine eigenen Interessen priorisierst und zu deinem eigenen Besten handelst.
Ich wage einmal die Behauptung, dass wir gut daran tun würden, immer zu unserem eigenen Besten zu handeln. Das ist für die meisten Menschen ein schwer greifbares Konzept. Im Kindesalter wird uns schließlich eingeimpft, unsere eigenen Interessen zurückzustellen und nicht egoistisch zu sein.
Tatsächlich ist Egoismus in seiner reinsten Form das genaue Gegenteil von Handeln zum eigenen Besten, da ich kaum glaube, dass es in irgendjemandes Interesse sein kann, andere vor den Kopf zu stoßen.
Lass uns ein wenig in der Zeit zurückreisen. Schauen wir uns an, wie ich 2014, als ich meine Examensvorbereitung ganze sechs Monate prokrastiniert habe, gehandelt hätte, wenn ich konsequent meinen Eigeninteressen gefolgt wäre. Ich formuliere bewusst so, als befände ich mich wieder in diesem Moment und antworte auf die Frage: »Wenn ich konsequent zu meinem eigenen Besten handeln würde, was würde ich anders machen?«
Diese Liste ist eher illustrativ als vollständig. Wir können dieses Konzept des informierten Handelns zum eigenen Besten als Werkzeug dafür verwenden, mögliche Handlungsoptionen zu bewerten und zukunftsorientierte Pläne zu schmieden. Vielleicht noch wichtiger hervorzuheben ist, dass wir es als Werkzeug dafür verwenden können, unsere aktuelle Vorgehensweise zu bewerten.
Wenn wir die oben genannten Verhaltensweisen ihren Gegensätzen gegenüberstellen, wird deutlich, wie häufig es vorkommt, dass Studierende und Referendar*innen nicht zu ihrem eigenen Besten handeln. Ich formuliere erneut so, als befände ich mich im Jahr 2014.
Wir sehen also, dass wir weit davon entfernt sind, – im abwertenden Sinne des Wortes – „egoistisch“ zu sein, wenn wir unsere eigenen Interessen in den Vordergrund stellen. Ich für meinen Teil jedenfalls finde den gerade beschriebenen Michael absolut zum Kotzen.
Ein Handeln zum eigenen Besten führt vielmehr zu einem äußerst wünschenswerten Verhalten, sowohl aus unserer Sicht als auch aus der Sicht unserer Mitmenschen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass das, was wir als typisch egoistisches Verhalten betrachten – wie etwa Bücher in der Bibliothek zu verstecken oder unseren Kommilitonen in einer mündlichen Prüfung bloßzustellen –, kaum jemals im eigenen Interesse sein kann.
Andererseits haben Theolog*innen oft darauf hingewiesen, dass die biblische Aufforderung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ lautet und nicht „Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst“ oder „Liebe deinen Nächsten statt dich selbst“.
Aufgabe: Stell dir die Frage: „Wenn ich im Rahmen meines Jura-Studiums oder Referendariats konsequent zu meinem eigenen Besten handeln würde, was würde ich anders machen?“ Liste so viele Dinge wie möglich auf, große wie kleine.
Greif wenigstens eine Sache heraus, die du noch heute anpacken willst.
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