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Willkommen zu Ausgabe #196 des Newsletters!
Wenn du dir vorab einen Überblick über die Inhalte dieser Ausgabe verschaffen möchtest, lies am besten als Erstes die folgende Zusammenfassung.
TL;DR:
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Im Idealfall lernst du von montags bis freitags, schreibst vielleicht am Samstagmorgen noch eine Klausur, wenn du schon in der Examensvorbereitung bist, und dann genießt du mindestens anderthalb Tage dein Wochenende und regenerierst dich. Und Montag geht das Spiel von vorn los.
So die Theorie. In der Praxis sieht die Welt nicht immer so rosig aus: Du stellst mittwochs schon fest, dass du gar nicht alles schaffst, was du dir vorgenommen hast, siehst dein Wochenende in Gefahr, stresst dich und sitzt doch Sonntag wieder vor den Büchern. Oder du gönnst dir zwar dein Wochenende, schiebst aber alles, was liegengeblieben ist, auf die To-do-Liste von nächster Woche und denkst den ganzen Sonntag darüber nach, wie furchtbar die kommende Woche wird. Auch nicht sehr erholsam.
Da stellt sich berechtigterweise die Frage: Wie bekommst du alles erledigt, was du dir für die Woche vorgenommen hast, und hast trotzdem genügend Freizeit?
Ich habe im vergangenen halben Jahr mit einer Sieben-Tage-Woche herumexperimentiert und dabei sehr interessante Beobachtungen gemacht. Diese möchte ich im folgenden Beitrag mit dir teilen und dich ermutigen, dem Konzept eine Chance zu geben, auch wenn es vielleicht nicht den Best-Practice-Vorgaben entspricht.
… und so schaut die Agenda der 196. Ausgabe aus:
I. MACH’ ICH MORGEN –
MEIN PERSÖNLICHES ZEITMANAGEMENTSYSTEM
Ich arbeite nach dem Prinzip Mach’ ich morgen, d. h.: Sobald mir eine Aufgabe zugeteilt wird (selten) oder in den Sinn kommt (viel zu oft), notiere ich sie mir in meinen Tagesplan vom nächsten (Arbeits-) Tag. Das führt bei einer normalen Woche von Montag bis Freitag dazu, dass alles, was am Freitag liegenbleibt, automatisch auf die To-do-Liste von Montag wandert. Das ist bei gängigeren Zeitmanagement-Strategien, die von einer langen To-do-Liste ausgehen, nicht anders.
Ich praktiziere jeden Morgen einen Fade-in. Das ist meine Bezeichnung für ein Bündel aus Aktivitäten, mit denen ich meinen Arbeitstag beginne. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Block nicht mehr als 30 Minuten Zeit in Anspruch nehmen sollte (dazu sogleich); an manchen Tagen komme ich auch mit fünf aus. Bei dir könnte das so oder so ähnlich aussehen:
II. DIE VIER-TAGE-WOCHE –
UNNÖTIG VIEL STRESS
Womit ich schon alles experimentiert habe, bevor ich mich an die Sieben-Tage-Woche getraut habe!
Im Folgenden bloß zwei Beispiele:
1. MONTAGS FREI
Das Konzept »montags frei« klingt in der Theorie wohl am besten, verursacht meines Erachtens aber einen enorm stressigen Wochenstart. Das hat primär zwei Gründe:
Erstens dauert ein typischer Fade-in nach einem freien Wochenende und einem freien Montag (aka der Tag, an dem alle etwas von dir wollen und du dir erfahrungsgemäß entschieden zu viel für die Woche vornimmst) länger als eine halbe Stunde. Dadurch verfehlt der Fade-in jedenfalls teilweise seinen Zweck, dir einen beschwerdefreien und routinierten Start in den Tag zu ermöglichen.
Zweitens führt ein freies Wochenende so gut wie immer zu sog. Sunday Scaries. Die Sunday Scaries (oder auch Sunday Blues) sind Gefühle von Angst, innerer Unruhe und Nervosität, die typischerweise einen Tag vor dem Beginn der neuen Arbeitswoche auftreten. Laut einer LinkedIn-Umfrage gaben 80 % der Berufstätigen an, die Sunday Scaries zu haben, wobei die Quote bei den Millennials und der Generation Z mit über 90 % noch höher war.
Das Konzept »montags frei« verstärkt diesen Effekt, weil nun alle liegengebliebenen To-dos von letzter Woche Teil der To-do-Liste von Dienstag sind.
2. FREITAGS FREI
Das Konzept »freitags frei« gefiel mir am besten, ist seit Juli 2020 für mich aber keine Option mehr, weil um 16:00 Uhr immer unser wöchentliches Gruppencoaching für Mitglieder des Inner Circle und der endlich jura. Akademie stattfindet. Es musste also eine andere Lösung her.
III. DAS EXPERIMENT SIEBEN-TAGE-WOCHE –
GLEICHBLEIBENDES PENSUM, OPTIMALE GEHIRNNUTZUNG
Expectation: Die Befürchtung zu Beginn war natürlich: Wenn ich mir keine klaren Grenzen setze, wird Arbeit in jeden anderen Wirkungsbereichs meines Lebens ungebeten hinein bluten. Work-Life-Balance am Arsch.
Reality: Ich habe seit Beginn des Experiments am 25. April in keiner einzigen Woche mehr als 25 Stunden gearbeitet; vielmehr liegt mein Schnitt bei ~17. Und nein, ich habe weder Angestellte noch einen Virtual Assistant. 😂 Ich bin einfach wahnsinnig effizient und sehe in diesem Bereich trotzdem noch Optimierungspotenzial. Meiner Meinung nach kann man nie effizient genug sein, solange man nicht an Effektivität einbüßt.
1. DU LERNST GENAUSO VIEL, NICHT MEHR
Ich kann dir sagen, was die Sieben-Tage-Woche nicht ist: Montag bis Sonntag das Pensum fahren, das du aktuell von Montag bis Freitag fährst. Niemand kann sieben Tage die Woche sechs Stunden netto lernen. Die Höchstgrenze für konzentriertes Arbeiten liegt vielmehr bei 37 Wochenstunden; ich würde argumentieren wollen, dass Lernen sogar noch mehr mentale Ressourcen verbraucht als typische Wissensarbeit im Informationssektor. Höchstgrenze bedeutet übrigens auch nicht, dass es ratsam wäre, sie Woche für Woche auszuschöpfen. Höchstgrenze bedeutet, dass mit Anbruch der 38. Wochenstunde der Punkt erreicht ist, ab dem die Wirksamkeit des Lernprozesses abzunehmen beginnt (sog. Ertragsgesetz).
Was die Sieben-Tage-Woche ist: Statt fünfmal pro Woche vier Stunden zu lernen, lernst du siebenmal drei. Ja, etwa 20 fokussierte Lernstunden pro Woche. Das klingt vielleicht hart, aber: Wenn du es in dieser Zeit nicht hinbekommst, machst du etwas falsch. Been there, done that. Jura-Studierende mit Nebenjob, Kind oder berufsbegleitender Examensvorbereitung haben es mir vorgemacht: Es geht.
Zwei Lerneinheiten täglich, bestehend aus jeweils 90 konzentrierten Minuten, sind ideal. Das kann dann beim Chronotyp Lerche so aussehen, dass du in den ersten acht Stunden nach dem Aufwachen 90 Minuten lernst und spätnachmittags oder abends weitere 90. Wenn du zu den Nachteulen zählst, verschiebt sich das natürlich entsprechend.
Entscheidend ist, dass du jeden Lerntag, zumindest stillschweigend, in seiner Länge beschränkst. Drei 90-Minuten-Sessions – am besten mit mehreren Stunden Pause dazwischen – stellen das Maximum dar.
Richte dir außerdem so früh wie möglich, spätestens aber nach den ersten drei Monaten, einen ABOB (= Anti-Burn-out-Block) ein: drei Stunden pro Woche am Stück, in denen du dich, während deine Kommilitonen lernen, mental und emotional von Jura erholst, ja vollständig distanzierst.
Auch wenn deine perfekte Woche sieben Tage Lernen vorsieht, muss es auch mal okay sein, sich einen ganzen Tag freizunehmen und liegengebliebene To-dos im Laufe der nächsten drei Tage aufzuholen. Gelingt dir das (wiederholt) nicht, musst du allerdings genau inspizieren, was der Grund dafür ist:
Einen anderen Grund als die genannten kann es nicht geben. Die Erfahrung zeigt, dass oft eine Mischung aus zweien oder gar dreien dafür verantwortlich ist. An der Sieben-Tage-Woche liegt es jedenfalls nicht.
2. DU LERNST MIT, NICHT GEGEN DEIN GEHIRN
Dadurch, dass du täglich weniger lernst als bislang, kommst du auch der Anatomie deines Gehirns entgegen. Du wirst überrascht sein, wie viel mehr du doch behältst.
a) Doppelt so viel zu lernen, heißt nicht doppelt so viel zu behalten
b) Weniger, aber häufiger lässt den Lernstoff reifen
Lernen nach dem Prinzip Weniger, aber häufiger (in dem Fall sieben- statt fünfmal pro Woche) bietet noch einen weiteren unscheinbaren Vorteil: Es nutzt den sog. Maturation Effect voll aus. Dieser besagt im Wesentlichen, dass deine Gedanken, wenn du in regelmäßigen, nicht notwendigerweise zeitlich aufeinander abgestimmten Intervallen auf sie zurückkommst, einen Reifungsprozess durchlaufen haben und du praktisch durchs Nichtstun schlauer geworden bist. Mit anderen Worten: Dein Unterbewusstsein verarbeitet das Gelernte auch dann weiter, wenn du aufgehört hast, dich aktiv damit zu befassen. Solltest du jemals versucht haben, drei Tage vor Abgabefrist eine Hausarbeit anzufertigen (schuldig), weißt du, dass das möglich, aber viel schwieriger ist, als über sechs Wochen verteilt genauso viel Zeit zu investieren und immer wieder ein wenig daran zu feilen.
Mein Ziel mit endlich jura. ist es, allen Studierenden eine Examensvorbereitung in Rekordzeit zu ermöglichen, ohne endlos Schemata, Streits und Definitionen auswendig lernen zu müssen. So kann ich dir helfen:
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